Pressemitteilung vom 04.03.2024
Die CDU Frankfurt am Main hat am 07.02.2024 einen Antrag gestellt, der eine Zwischennutzung
der Dondorf Druckerei in Bockenheim als Atelierflächen für Studierende und internationale
Künstler*innen ermöglichen soll. Im Journal Frankfurt befürchtet der Frankfurter CDU-Politiker
Thomas Dürbeck, angesichts des Rückzugs der Max-Planck-Gesellschaft, das Ende des
Kulturcampus. Diese Sorge ist mehr als fadenscheinig, hat die CDU kürzlich selbst ein jähes
Ende befürwortet. Denn als das Kollektiv Die Druckerei eben jene Atelierräume geöffnet und
Künstler*innen bereits zur Verfügung gestellt hat, sprach sich auch die CDU für eine baldige
polizeiliche Räumung aus. Ganz in CDU-Manier wurde kein Ende befürchtet, als etwa nach der
Spekulation mit Baugrund, Luxuswohnungen und Hotels auf dem Campus Bockenheim gebaut,
statt Kulturorte errichtet worden sind. Auch die jahrzehntelange Bauverzögerung des
Kulturcampus und der immer noch währende Leerstand gab bisher keinen Anlass zur Sorge,
hingegen die tatsächliche Nutzung eines leeren Gebäudes für freie künstlerische und kreative
Arbeit.
Die Forderung, welche die CDU jetzt stellt, war eine Kernforderung der zweiten Besetzung – eine
Zwischennutzung für Kreative. Diese hatten wir bereits im Sommer ermöglicht, Studierende
verschiedener Hochschulen hatten sich die Ateliers und einen Proberaum eingerichtet, es gab
Kreativangebote und Programm. Dies wurde mithilfe der Polizei zunichte gemacht und nun wird
gefordert, dass derartige Arbeitsräume für Künstler*innen wieder entstehen können. Dimi
Dounakis vom Druckerei-Kollektiv meint dazu: „Ich hatte mein Atelier dort bereits eingerichtet.
Dass das nicht einfach beibehalten und stattdessen geräumt wurde, um dann erneut Ateliers zu
fordern, ist mir ein Rätsel.“ Was von der CDU als „Erfolg aller demokratischen Parteien im Römer“ gewertet wird, nämlich die sinnvolle Nutzung eines leerstehenden Gebäudes, hatte bereits stattgefunden – und letztendlich war es die Besetzung, die erst diese Nutzung und damit auch die jetzige Forderung der CDU ermöglicht hat.
Dieser Vorstoß ist an dieser Stelle ein politischer Schachzug. Nach dem großen Zuspruch, den
die Besetzung seitens der Kulturszene erfuhr, möchte die CDU nun auch gerne für ihren Einsatz
gelobt werden. Fritzi Bender, ebenfalls Kollektiv-Mitglied sagt hierzu: „Thomas Dürbeck
schmückt sich damit, dass Künstler*innen ihn schon angesprochen hätten, wie sie unterstützen
könnten. Gerne kann er sie an uns weiterleiten! Uns fällt sehr wohl die bittere Ironie hierbei auf,
eine vom Druckerei-Kollektiv angestrebte Lösung als die eigene unter dem Etikett der Innovation
zu verkaufen.“
Neben dem eigenen Polit-Image hat die CDU im Römer aber auch die Aufwertung des Standorts
an der Bockenheimer Warte im Sinn. In ihrer Forderung ist nicht die Rede von der freien
Kulturszene Frankfurts und prekär arbeitenden Künstler*innen, nicht von bezahlbaren Ateliers
oder einer nachbarschaftlichen Nutzung der Dondorf Druckerei für den Stadtteil – es wird
Gentrifizierung, Verdrängung und kommerzielle Verwertung angestrebt. Insofern bleibt die CDU
bei all ihrer schmierigen Wendigkeit doch weiter auf ideologischer Linie. Sie macht keine Politik
für die heraufbeschworene gesellschaftliche Mitte, sondern für den Profit der Wenigen. Keine
Politik im Sinne von kultureller Teilhabe, sondern für eine kommerzielle Verwertbarkeit und
kulturellen Ausschluss und Elitarismus.
Wir bleiben bei unserer Forderung nach selbstverwalteten Ateliers, Proberäumen und
Werkstätten in der Dondorf Druckerei.
Widerständige, marginalisierte und kritische Kunst(-praktiken) suchen sich immer wieder ihre
Wege, um wirken zu können. Doch auch dafür braucht es Räumlichkeiten und Orte.