ZUR ABSAGE DER MPG DAS AREAL DER DONDORF DRUCKEREI ZU NUTZEN

Pressemitteilung vom 10.01.2024

Großer Etappensieg für das Kollektiv „Die Druckerei“ im Kampf um den Erhalt der Dondorf
Druckerei und ein neues kulturelles Zentrum in Bockenheim**

Das Kollektiv „Die Druckerei“ hatte das Gelände im letzten Jahr zwei Mal besetzt, um einen
Abriss und die geplante spätere Nutzung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik
(MPIEÄ) zu verhindern. Die erste Besetzung im Juni 2023 hielt 19 Tage an, bevor sie gewaltsam
durch die Polizei geräumt wurde. Die zweite Besetzung folgte daraufhin im Dezember und wurde
nach einigen Tagen bereits begonnen zu räumen. Daraufhin hatten sich mehrere Aktivist*innen
auf dem Dach verschanzt und harrten dort über 110 Stunden aus, um die Räumung zu
verhindern, bis auch dies durch das SEK beendet wurde. Der Räumungsbefehl ging beide Male
von der Leitung der Goethe Universität Frankfurt am Main aus.
Jetzt, mehrere Wochen nach der Räumung hat die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in einer
eigenen Pressemitteilung bekannt gegeben, dass sie nicht das MPIEÄ auf dem Gelände der
Dondorf Druckerei errichten wollen.

Die Aktivist*innen des Kollektivs „Die Druckerei“ kämpfen aus mehreren Gründen für den Erhalt
der Dondorf Druckerei. Sie wollen das Gebäude unter anderem aus historischen und erinnerungspolitischen Gründen erhalten. Die alte Dondorf Druckerei gehörte bis 1928 der jüdischen Familie Dondorf die dort ein innovatives Farbdruckverfahren entwickelte, mit denen beispielsweise Spielkarten und Banknoten hergestellt wurden. Die Familie, welche in der NS-Zeit das Land verließ, verkaufte das Gelände an die Union Druckerei, und schließlich wurde die Druckerei durch das NS-Regimes vereinnahmt. Auch aus ökologischer Perspektive kämpft das Kollektiv für den Erhalt. Allein der Bestand ist einem CO₂-Ausstoß von 1,2 Millionen kg gleichzusetzen. Ein Neubau hätte maßgeblich noch höhere Emissionen verursacht. Ständiger Abriss und Neubau von Immobilien in der Stadt sorgen für einen massiven Ausstoß an Treibhausgasen, enormen Ressourcenverbrauch und ein riesiges Abfallaufkommen, die mit Erhalt und Sanierungen von Gebäuden eingespart werden können.

Nicht zuletzt geht es dem Kollektiv mit ihrer Vision des Kulturzentrums auf dem Areal der
Dondorf Druckerei um selbstverwaltete Räume für widerständige Kunst, nachbarschaftsnahe
Kultur sowie politischer Organisation und Vernetzung.
Mehrere stadtpolitische Initiativen und Gruppen hatten sich unseren Forderungen
angeschlossen und solidarisierten sich mit dem Kollektiv auch bei der zweiten Besetzung. Viral
ging ein offener Brief der Frankfurter Zivilgesellschaft. Daneben unterstützen uns zahlreiche
Kulturschaffende, mehrere klimapolitische Gruppen, aber auch der AStA der Goethe Universität
und einige Beschäftigte an der Universität.

Fritzi Bender, Sprecherin für „Die Druckerei“ kritisiert den späten Rückzug der MPG, denn „mit
einer vorherigen Ansage ihrerseits wären die gewaltsamen Räumungen und vorherigen
Gängelungen unserer Freund*innen durch die Polizei vielleicht nicht passiert. Abseits davon sind wir bereit für kommende Gespräche mit den beteiligten Akteur*innen und freuen uns auf einen Dialog auf Augenhöhe. Unser Nutzungskonzept ist seit September ausgearbeitet. Wir stehen in den Startlöchern, schon seit vorvorgestern. Leerstand muss beendet werden!“
Die Nachricht der MPG, nun nicht länger auf dem Gelände der alten Druckerei ihr Institut
eröffnen zu wollen, ist ein großer stadtpolitischer Erfolg.

Jule Liebig, ebenfalls Sprecherin fügt dem abschließend hinzu: „Die Freude im Kollektiv ist
natürlich groß und die neusten Nachrichten zeigen uns, dass unser Aktivismus wirkt! Wir sind
einem kulturellen Zentrum in Bockenheim einen großen Schritt nähergekommen, auch wenn die
Verhandlungen jetzt natürlich anders und neu laufen werden. Wir sind weiterhin dialogbereit,
wie schon seit der ersten Besetzung. Wir sind in unseren Forderungen für den Erhalt der
Druckerei bestätigt worden. Wir kämpfen weiter für die Druckerei für Alle und eine Stadt für Alle,
durch Druck von unten!“