Pressemitteilung vom Morgen des 14.12.2023
Die Dondorf-Druckerei in Bockenheim wurde am vergangenen Samstag den 09.12. erneut besetzt, nachdem Aktivist*innen des Kollektivs “Die Druckerei” bereits im Juni 2023 das Areal der Universität zu einem nicht-kommerziellen Kulturzentrum erklärt hatten und wird nun wieder seit den frühen Morgenstunden geräumt.
Das Kollektiv setzt sich nicht nur gegen den Abriss des Gebäudes aus ökologischer und geschichtspolitischer Perspektive ein, sondern auch aus sozialer Perspektive. Die Aktivist*innen kritisierten bereits im vergangenen Sommer, dass das Gebäude zu lange leer stehe, während es zeitgleich zu wenig frei zugängliche Räume in Frankfurt gebe, die mit Kunst, Kultur und Politik gefüllt werden. Ein Prestigeprojekt wie es das Land Hessen und die Max-Planck-Gesellschaft planen, würde dieser Dynamik weiterhin Rechnung tragen.
Von Seiten der Verantwortlichen aus Max-Planck-Gesellschaft, Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen sowie von der Goethe Universität Frankfurt, welche die Liegenschaften verwalten, gab es erst auf unser Hinwirken Kommunikation. In Gesprächen der letzten Tage formulierte die Leitung der Universität ein Ultimatum. Wenn das Gelände bis zum 13.12.2023 um 16 Uhr verlassen werde, wird der Strafbefehl zurückgenommen und ein Dialog mit dem Land in die Wege geleitet. Dieses Angebot ist dem Kollektiv zu schwach. Darum wurde dem Ultimatum nicht nachgekommen. Stattdessen wurde versucht mit einem Räumungsmoratorium bis zum 15.12.2023 um 20 Uhr eine weitere Verhandlungsrunde einzuschlagen, in welcher folgendes abgesichert werden soll: Zum Ersten der Erhalt der Dondorf-Druckerei unter Maßgabe des Denkmalschutzes und zum Zweiten, konkrete Gespräche zwischen dem Kollektiv „Die Druckerei“, der Universität und dem Land Hessen über eine mögliche Zwischennutzung bis zur Übernahme durch das MPIEÄ.
Statt mit dem Kollektiv zu verhandeln, noch während es die Dondorf-Druckerei besetzt hält, wird wie angekündigt, mit einem großen Polizeiaufgebot geräumt. Das zeigt nicht nur, dass die Verantwortlichen Leerstand und Verfall einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes vorziehen. Es zeigt überdies, dass Universität und das Land Hessen es für eine gute Idee halten, mit einer rechtsextremen Polizei zusammenzuarbeiten.
Jule Liebig von “Der Druckerei” sagt über die gewaltsame Räumung nun: „Dass die Polizei uns aus der alten Dondorf-Druckerei mit einem Strafbefehl der Goethe-Universität zum zweiten Mal räumt, beweist, dass die Universität weder ein Interesse an dem Erhalt historischer Gebäude hat, noch ein Interesse an politischen Freiräumen und Diskursen auf ihren Geländen. Wir sind wütend und traurig, geben aber den Kampf um unsere Druckerei nicht auf.“
Das Kollektiv hatte in den Monaten zwischen den Besetzungen ein Nutzungskonzept für ein nicht-kommerzielles Kulturzentrum entwickelt und veröffentlicht, in dem für das gesamte Gelände Ideen gesammelt wurden und Möglichkeiten vorgestellt wurden, wie Nachbar*innen und Interessierte sich einbringen können. Es wurde deutlich, welches Potential in der Druckerei schlummert. Dieses geht nun wieder verloren.
Fritzi Bender, ebenfalls Mitglied des Kollektivs betont: “Die Druckerei wurde nicht einfach von ein paar Aktivist*innen besetzt, sie wurde sich viel mehr von verschiedensten Menschen der Zivilgesellschaft angeeignet, die das hiesige Angebot an kultureller und politischer Teilhabe für ihre Bedarfe genutzt haben. Die Nachfrage war riesig. Es gibt kaum unkommerzielle Räume oder nicht-profitorientierte Läden in Frankfurt, in denen man seine eigenen Visionen unkompliziert und niedrigschwellig umsetzen kann! Räume für widerständige Kunst und Politik von unten werden überall beschnitten. Mit der Räumung der Druckerei ist ein weiterer Ort in Frankfurt gestorben, an dem das möglich war. Widerstand aber lässt sich nicht räumen!”